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Daniel Morgenthaler, 17.03.2022

bespielen

Verb, nicht ganz das Gleiche wie bespassen, aber ähnlich doof. Genau das Gegenteil von bearbeiten, aber ähnlich anstrengend.

Vielleicht ist das Verb mitschuldig an der Tatsache, dass Künstler:innen schon lange und immer noch dafür kämpfen müssen, für ihre Arbeit bezahlt zu werden. Hundehalter:innen sagen gerne: «Mein Hund will nur spielen». Kurator:innen sagen gerne: «Mein:e Künstler:in bespielt …». Und Kunstkritiker:innen wiederholen das gerne. Alle drei sagen es mit Vorliebe auch dann, wenn die Beschriebenen viel eher schon beissen, Hundehalter:innen, Kurator:innen und Kunstkritiker:innen es aber eben lieber hätten, wenn alles nur ein Spiel wäre. Dafür müssten die Künstler:innen dann nicht bezahlt werden – sie haben ja Spass, also kann es nicht Arbeit sein.

Bezeichnenderweise hört der Spass aber schon im Wort selbst auf. Die Vorsilbe «be-» gibt dem Spiel nämlich eine Richtung, das objektfreie Spielen braucht so plötzlich ein Akkusativobjekt. Eine Wand, ein Raum, ein Stockwerk, irgendein Element der Ausstellungsarchitektur oder auch des öffentlichen Raums (gefährliches Spiel!) kommen dafür in Frage.

Vielleicht wird das Verb nur so oft von Kunstkritiker:innen gebraucht, weil die Alternativen noch schlechter sind: Bei «bearbeiten» müsste man ja die Künstler:innen bezahlen. Bei «behandeln» wären die Künstler:innen die Handelnden, nicht mehr nur die Kunstkritiker:innen und Kurator:innen. Und «beschmieren» ist doch etwas ordinär. Obwohl …