Wir
Sind die Tage weich wie Wurm
und dein Weg ein dünner Faden
folge mir zum Aussichtsturm
lass uns in den Wellen baden
Schwebe als gestreifte Wolke
als organische Schimäre
unbemerkt und stumm dir folge
gern dein Rettungsstern heut wäre
Treibe über Meer und Land
unbeständig wie der Wind
möchte fassen deine Hand
Streifen malte mir ein Kind
Sieh den Kringel nah bei dir
sollte er die Rettung sein?
Unfassbares Urgetier,
Hundekegel, Wunderstein?
Einmal malte ich ein Bild
in die schwarze Nacht hinein
Farbenwolken tobten wild
möchte gerne bei dir sein
Wind wird mich schon bald verwehen
dreh dich bitte, schau mich an
möchte deine Augen sehen
lieber jetzt, nicht irgendwann
Deine Nase in der Hand
unwohl zittern mir die Knie
abgeschnitten, Stretchverband?
Mag dich küssen, aber wie?
Ach, wie gerne wär ich nur
müde allzu vieler Fahrten
unserer Liebe auf der Spur
muss ich wohl noch länger warten
Stehn wir da etwas verzagt
wundern uns, was morgen wird
Hamster deinen Faden nagt
stumm ein «wir» am Himmel irrt
Hab mich in der Zeit vertan
möchte die Epochen tauschen
bist du Leda oder Schwan?
Bald im Winde wir verrauschen.
Erstmals erschienen in: ‹Schreiben über Kunst 2021›, AICA Schweiz / Schweizer Kunstverein