Suche
 
AICA BLOG
 
zurück
Daniel Morgenthaler, 23.01.2023

Zum frohen Einstieg: Die zehn besten Anfänge zum Jahresanfang

Diese Ausstellung ist mehr als eine Katastrophe. Das wäre auch ein möglicher Anfang gewesen für einen Text zu Monica Bonvicinis Ausstellung Hurricanes and Other Catastrophes im Kunstmuseum Winterthur. Stattdessen schreibt Annette Hofmann im RegioArtline: «Eine dieser Katastrophen hätte völlig genügt.» Einer der – aus AICAramba-Sicht – zehn eingängigsten Textanfänge von Ende 2022, für einen weiterhin guten Einstieg ins 2023!


«Eine dieser Katastrophen hätte völlig genügt. …»

Annette Hofmann über Monica Bonvicini, Hurricanes and Other Catastrophes im Kunstmuseum Winterthur
Regioartline

…und dieser Satz hätte schon als Kurzkommentar zur Ausstellung genügt. Ein mögliches Kriterium für einen guten ersten Satz? Dass ich den Rest des Texts nicht mehr zu lesen brauche…


«A friend once called me out for overusing ‹the viewer› in my writing. …»

Orit Gat über Carol Bove, Vase/Face in der David Zwirner Galerie in Paris
art-agenda

Die Freund:in hatte recht; «Betrachter:innen» werden wirklich zu sehr benutzt in kunstkritischen Texten.


«Die Sonne geht nicht auf. …»

Kristin Schmidt, Saaltext zur Ausstellung Nora Rekade, BIGGIE BIGGIE HEAVY HEAVY, Städtische Ausstellung im Lagerhaus St. Gallen

Auch ein Saaltext kann gut anfangen. Und er geht noch besser weiter: «Die Sonne geht nicht unter.»


«Was wäre, wenn die Erde aufgrund eines Fehlers im Gravitationssystem in die Sonne stürzen würde? …»

Thomas Schlup über Climate Fiction im Strauhof Zürich
Kunstbulletin

Eine Frage als Einstieg ist eigentlich ein No-Go. Was aber, wenn die Frage gut ist?


«I ask my daughter not to pick each flower she likes. …»

Anneke Abhelak über Roman Selim Khereddine in der Stiftung Binz39, Zürich
Reading Rämistrasse, Kunsthalle Zürich

Mehr Ich / Biografie / Erziehungsratschlag / Botanik / Umweltbewusstsein / usw. lässt sich nicht in einem ersten Satz unterbringen.


«Auf dem Kirchturm sitzen zwei Störche und kacken ab und zu. …»

Antje Stahl über das Kloster Baldegg
Republik

Es geht nichts über etwas Profanität zum Einstieg, vor allem beim Thema Kloster.


«Elfriede sei mit euch»

Theresa Hein über Elfriede Jelinek
Republik

Kein Textanfang, aber gleich davor – ein sehr schöner Titel.


«Schönheit ist ein Wort. …»

Martin Seidel, Goldene Schnitte und Fettecken – Eine Dekonstruktion des Schönen in Zwölf Kapiteln
Kunstforum International

… und das Wort ist bei Martin Seidel.


«Relish the abundance of relatively – and poignantly – dud paintings in this show of early-twentieth-century American modernism at the Whitney, organized by the curator Barbara Haskell. …»

Peter Schjeldahl über At the Dawn of a New Age im Whitney Museum, New York
The New Yorker, Dec. 5, 2022 (Text nicht online abrufbar)

Wer Blindgänger-Malerei mag, mag diesen Satz. Ich musste zwar «dud painting» nachschauen – und glaube, es heisst «Blindgänger-Malerei». Aber auch ohne diese Klärung war klar, dass hier inspirierend unklar ist, ob ich das jetzt gut finden soll oder nicht.


«Was ist die Geschichte der Malerei anderes als Abklatsch von Haaren und Borsten? …»

Katharina Holderegger über Nina Childress im Musée de Beaux-Arts in La Chaux-de-Fonds
Kunstbulletin

Gute Frage. Guter Anfang.


Und noch, als Ausnahme, die die Regel bestätigt, bzw. eher als Negativbeispiel, und erst noch doppelt:

«Ein mächtiger schwarzer Monolith ist in der grossen Halle des Museums Hamburger Bahnhof gelandet. …»

Elke Buhr über Sandra Mujinga im Hamburger Bahnhof, Berlin
Monopol

Einstiegssätze mit dem Verb «landen» sind per se verdächtig.


«In der grossen Halle des Hamburger Bahnhofs steht ein schwarzer Block. …»

Andreas Kilb über Sandra Mujinga im Hamburger Bahnhof, Berlin
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wenigstens ist der Block hier nicht «gelandet».