KUNST: Ein Hauch von Vielfalt in der NZZ am Sonntag

Kaum zu glauben. Nachdem die NZZ und die NZZ am Sonntag das Feuilleton systematisch entleert haben, scheint den Blattmachern nun doch etwas zu fehlen: Die Kunst. Und zwar nicht im Sinne eines publizistischen Grossauftritts eines gerade vorbeidriftenden Sterns am internationalen Künstler:innen-Himmel wie Marina Abramović oder Thomas Ruff, sondern das, was Kunst zu einem tragenden Teil unserer Gesellschaft macht. Kunst ist Wertediskurs, der auf unterschiedlichen Ebenen gepflegt werden will. Zeitungen, die diesen aufnehmen, spiegeln, hinterfragen oder animieren sind rar. Eine Seite, wie sie die NZZ am Sonntag am 23.2.2025 vorgelegt hat, wünscht man sich häufiger: Eine Seite, bei welcher die Aufmachung die Wertung der besprochenen Inhalte spiegelt, auf der eine Doppelausstellung vom Louisiana Museum und dem Kunstmuseum Basel neben einer Themenschau jüngerer Kunstschaffenden im Helmhaus Zürich sowie Präsentation im Tinguely Museum, in der Fotostiftung, in der LOK St.Gallen oder im Kunsthaus Bregenz Platz finden. Die Texte von Gerhard Mack sind sorgfältig geschrieben und lassen eine klare Positionierung durchblicken. Mal ist von einer «fulminanten» Schau zu lesen, mal von einer zu «schlicht geratenen» Installation, mal von «massiv unterbewerteten» Künstlerinnen oder vom «Machogebaren vom Schlimmsten» eines Bauhaushelden…. Kurzum eine klug rhythmisierte Seite, die man in einem Zug von A bis Z durchliest. Das ist, was eine Zeitung leisten kann und müsste: Journalistisches Handwerk vom Feinsten, das durch differenzierte Töne besticht und dafür einsteht, dass Vernunft, Ambivalenz und Augenmass auch in Zeiten politischer Radikalisierung eine Chance haben.